Wenn Sie bei einer Schottland Reise die Insel Lewis auf den Äußeren Hebriden besuchen, werden Sie vermutlich zum ersten Mal von einem sogenannten „Blackhouse“ hören. Bei Blackhouses handelt es sich um längliche, strohgedeckte Häuser, in denen die Menschen noch stellenweise bis Mitte des vorigen Jahrhunderts lebten. Beim Betreten dieser Häuser fühlt man sich unweigerlich in eine andere Zeit versetzt und bekommt ein gutes Gefühl dafür, wie die Menschen vor langer Zeit lebten und auch, wie hart das Leben damals gewesen sein musste.
Alle unter einem Strohdach
Die Bauweise eines Blackhouse entspricht in etwa der von nordischen Langhäusern. Die Wände bestehen aus doppelten Trockensteinmauern, deren Zwischenräume zur Isolierung mit Torf und Erde angefüllt wurden. Das Dach ist strohgedeckt und wird mit Seilen festgehalten, die am unteren Ende mit Steinen beschwert wurden. Die Seile wurden aus Heidekraut hergestellt. Die ursprünglichen Häuser hatten keine Fenster und keinen Kamin. Menschen und Tiere schliefen in einem Raum und erst später wurde der Wohnraum vom Stall abgetrennt.
Bekanntes Blackhouse in Arnol
In Arnol auf Lewis befindet sich das wohl noch authentischste Blackhouse, das noch bis Anfang der 70er Jahre bewohnt wurde. Auch kann man hier ein „Whitehouse“ besichtigen. In diese Häuser wurden die Bewohner der Blackhouses sozusagen zwangsumgesiedelt, da die Blackhouses für Menschen als unbewohnbar erklärt wurden. In der Umgebung kann man hier viele Ruinen alter Häuser sehen, die darauf hinweisen, dass Arnol früher ein recht großes Dorf war.
Museumsdorf Garenin auf Lewis
Ein Besuch im Museumsdorf Garenin („Gearrannan“) in der Gemeinde Carloway, das mit dem Auto ca. 10 Minuten von Arnol entfernt liegt, ist ebenfalls sehr zu empfehlen. Die beiden zugänglichen Häuser des Museums sind im Gegensatz zu Arnol wesentlich „moderner“, da diese Häuser bereits über einen Kamin sowie Elektrizität und Fenster verfügten. Im ersten Haus kann man im Sommer einem Weber bei der Arbeit an einem Hattersley Webstuhl zusehen, der den berühmten Harris Tweed webt. Spätestens dann versteht man auch, warum das Weben überwiegend von Männern ausgeführt wurde.
Autorin: Sabine Weiten
Die Deutsche lebt seit 2006 in Schottland, zunächst in der Nähe von Glasgow und seit 2012 in Stornoway auf der Insel Lewis. Sie arbeitet dort als Tourguide, Übersetzerin und Texterin.
Bilder: Petra Milde